Rollstuhltaxi Luzern
Das Rollstuhltaxi Luzern wird den Betrieb vielleicht einstellen müssen. Die Streichung der IV-Beträge geht ihm an die Substanz.
Das Luzerner Rollstuhltaxi wird für viele unbezahlbar: Eine Fahrt kostet im neuen Jahr 19 Franken - ein Weg. Bisher waren es 8. Der Grund: Die Invalidenversicherung (IV) übernimmt keine Fahrten des Rollstuhltaxis mehr. Zwar wurden die Beiträge der Hilflosenunterstützung verdoppelt. Aber: Dies reicht nicht dazu aus, die massive Fahrpreiserhöhung zu verkraften , sagt der Präsident der Rollstuhltaxi-Genossenschaft Luzern (RTG), Heinz Laeng. Ohne den Beitrag der IV fehlen ihnen 95000 Franken. Auch mit 19 Franken pro Fahrt arbeiten wir nicht kostendeckend. Wenn wir keine weiteren Sponsoren finden, müssen wir den Betrieb schliessen.
Vor 25 Jahren gegründet
Die RTG wurde vor über 25 Jahren gegründet und ist in Luzern und Umgebung tätig. Heute sind vier Fahrzeuge, 46 Freiwillige und drei Angestellte im Einsatz. Träger der RTG sind verschiedene Institutionen und Private.
Andere Anbieter teilen die Sorge der Luzerner nicht. Der Verein Tixi Seetal geniesst in seiner Region hohe Akzeptanz und Spendenfreudigkeit. Wir werden stark unterstützt , sagt Präsident Bruno Stutz. Die Kirche habe auch schon das Opfer gespendet, der Turnverein die Einnahmen vom jährlichen Suppentag oder eine Familie den Erlös aus dem Guetzlistand am Weihnachtsmarkt. Laeng dagegen sagt: Für uns ist es schwierig, zu Spenden zu kommen. Es müssen alle sparen.
Zug: Geld vom Kanton
Auch der Verein Zuger Tixi bleibt von existenziellen Sorgen verschont. Vom Kanton bekommen wir rund 240000 Franken pro Jahr , erklärt die Geschäftsleiterin Yeldez Gwerder. Über 200 Fahrer arbeiten unentgeltlich für den Betrieb. 14 Fahrzeuge sind im Einsatz, eine Fahrt im Kanton Zug kostet 3 Franken. Der Kantonsbeitrag wurde 1994 vom Kantonsrat beschlossen , sagt Barbara Hotz, zuständig für die Behindertenhilfe im Kantonalen Sozialamt Zug. Der Beitrag ist mindestens für die nächsten zwei Jahre gesichert.
Nicht so in Luzern: Es besteht keine gesetzliche Grundlage für eine solche Ausgabe , sagt Niklaus Walter, Abteilungsleiter für den öffentlichen Verkehr beim Kanton Luzern. Das kantonale Gesundheits- und Sozialdepartement dagegen hat auch schon Beiträge gesprochen. Punktuell haben wir finanzielle Unterstützung geleistet , sagt Daniel Wicki vom kantonalen Gesundheits- und Sozialdepartement, zum Beispiel, wenn es um die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges ging . Regelmässige Beiträge seien jedoch nicht vorgesehen. Ein Sparpaket jagt das andere, aufgrund der aktuellen finanziellen Situation sehe ich keine Möglichkeit, das RTG finanziell zu unterstützen , so Wicki. Der Verein Tixi Sursee, Willisau, Entlebuch hat trotzdem keine akuten Geldsorgen. Wir finanzieren den Betrieb mit den Mitgliederbeiträgen und Spendengeldern , sagt die Kassiererin Ursula Helfenstein. Von der IV fehlen uns nun 6000 bis 8000 Franken, aber unsere Chauffeure sind bereit, für einen noch geringeren Lohn zu arbeiten. Somit müssen wir die Preise nicht erhöhen.
Auch Zürich findet Hilfe
Das Zürcher Tixi, wo nach dem Bundesratsentscheid ein Loch von einer halben Million Franken droht, ist ebenfalls auf der Suche nach neuen Finanzkanälen. Nun will das Sozialdepartement einen einmaligen Überbrückungsbeitrag in der Höhe von 50000 Franken gewähren. Dies verkündete das Tixi Zürich in einer Medienmitteilung am 5. Januar.
Übergangslösung für Luzern
Als Übergangslösung will Heinz Laengs Verein pro Fahrt weiter 8 Franken verlangen und für die fehlenden 11 Franken jeweils Ende Monat Rechnung stellen, erklärt Laeng vom RTG Luzern. So haben die Leute Zeit, bei Institutionen wie Pro Senectute, Pro Infirmis oder dem Invalidenverband anzufragen, ob sie das Geld irgendwo einfordern können. Das Ziel sei es, den Service zum ÖV-Tarif bieten zu können - in einem 24-Stunden-Betrieb.
Artikel von Helen Iten in Neue Luzerner Zeitung vom 8.Januar 2005, S.27
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