Rollstuhltaxi muss wieder erschwinglich werden
Eine Fahrt im Rollstuhltaxi kommt die Fahrgäste teuer zu stehen, denn den Betreibern fehlt Geld. Nun wird die Politik aktiv.
Michael Auer ist 40, und gehen konnte er nie in seinem Leben. Eine Erbkrankheit fesselt ihn an den Rollstuhl seit er denken kann, doch unterkriegen lassen wollte er sich nie deswegen. Wichtig ist, dass man etwas tut, dass man rausgeht , sagt er. Sonst versauert man. Ein wichtiger Bestandteil seiner Mobilität sind das Rollstuhltaxi des Lu-Tixi und der Rollstuhlfahrdienst des Roten Kreuzes.
Nur: Seit Anfang Jahr muss er dafür wesentlich tiefer in die Tasche greifen. Lu-Tixi, das Fahrten in der Stadt und Agglomeration anbietet, musste den Tarif von bisher 8 Franken pro Fahrt auf 19 Franken erhöhen, da im Rahmen des neuen Finanzausgleichs die Unterstützung der Invalidenversicherung (IV) weggefallen ist. Das Rote Kreuz hat nachgezogen, die ersten 10 Kilometer kosten neu 15 statt 8 Franken. Die Bewegungsfreiheit von uns Behinderten wird dadurch stark eingeschränkt , sagt Auer. Wir überlegen uns nun zweimal, ob wir tatsächlich rausgehen sollen.
Taxi und Busse sind kein Ersatz
Doch eine Preissenkung liegt nicht drin bei der Rollstuhl Taxi Genossenschaft Luzern, die mit vier Kleinbussen und freiwilligen Helfern das Lu-Tixi betreibt. Wir brauchen für den Betrieb rund 170 000 Franken im Jahr , sagt Präsident Heinz Laeng. Durch den Wegfall der IV-Zahlungen fehlen uns gut 95 000 Franken. Selbst mit den höheren Preisen arbeite Lu-Tixi nicht kostendeckend - dazu wäre ein Preis von 25 Franken pro Fahrt nötig.
Die Rollstuhltaxis müssen wieder erschwinglich werden , sagt Michael Auer. Einen ebenbürtigen Ersatz für sie gebe es nicht. Ich kann ein gewöhnliches Taxi nehmen, ich bin leicht, mich kann man gut in ein Auto hieven. Aber das gilt eben nicht für alle. Und ausserdem braucht es Taxifahrer, die keine Berührungsängste haben. Und die neuen Niederflurbusse der VBL stellten zwar eine Verbesserung gegenüber den alten Bussen dar, aber: Es kommt darauf an, wie nahe sie am Trottoirrand halten. Unter Umständen kommt man gar nicht hinein.
Behinderte integrieren
Auch die 44-jährige Daniela Bürgi hofft, dass die Preise der Rollstuhltaxis sinken. Die Tochter von alt Grossstadtrat Willy Bürgi sitzt seit 1991 im Rollstuhl, nachdem die Ärzte 1989 Multiple Sklerose diagnostiziert hatten. Man spricht immer davon, wie wichtig die Integration von Behinderten sei , sagt sie. Aber mit diesen Preisen nimmt man uns die Möglichkeit, aus unserer Wohnung zu kommen. Man schliesst uns vom öffentlichen Leben aus.
VON MARKUS FÖHN in NLZ vom 14.März 2005
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