70 Jahre Förderung und Einbezug von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung
70 Jahre Förderung und Einbezug von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung
Auf Initiative von Marianne am Rhyn (Pfadi Name: Hansli) vom Freihof Geissenstein trafen sich 1949 auch in Luzern erstmals Knaben mit Behinderungen um miteinander die Freizeit als Pfadfinder zu erleben.
Als ausgebildete Kindergärtnerin und selbst betroffene junge Frau erkannte Sie, dass es nicht darum geht, Angebote für Behinderte Kinder mit Behinderungen anzubieten, sondern mit ihnen zu gestalten und etwas zu erleben.
Ganz zu Beginn gab es viele Barrieren zu überwinden, die heute keine mehr sind. Eine grosse Unterstützung fand sie bei den Pfadi und FührerInnen von Luzerner Leu und Musegg.
Die fehlende Mobilität umging Marianne zu Beginn durch die aufwendige Gestaltung von Rundbriefen, die von Bub zu Bub weitergeschickt wurden. Die Sommer- und Pfingstlager sowie die Waldweihnacht waren damals die Höhepunkte des Pfadijahres, an denen sich alle trafen und neue Freundschaften entstehen konnten.
Schon in den Anfängen waren Geschwister, Nachbar- und Schulfreunde Teil der Pfadi. Sie konnten als "Rössli" zusätzlich die Mobilität der Fähnli-Gruppen erhöhen und dadurch die Möglichkeiten von Pfadiaktivitäten ausweiten. So wurden 14-tägliche Übungen am Samstag Nachmittag möglich.
In den frühen 1960er haben sich die ersten Jugendlichen mit Behinderungen als Führer bewährt. In Zusammenarbeit mit freiwilligen Fahrern der APV LuLeu, Musegg und von Freunden wuchs die PTA über die Grenzen der Agglomeration Luzern heraus. So wurde die Teilnahme aus der ganzen Zentralschweiz ermöglicht.
Aber ein Angebot für Mädchen fehlte, was einige LeiterInnen heraus forderte. Es entstand die erste gemischte Pfadiabteilung der Schweiz, lange bevor dies zum Thema in der Jugendarbeit wurde.
In den 70er/80er Jahren wurde die PTA „Tannenberg“ wesentlich durch Werni Kuster (v/o Vladimir) geprägt, der als Abteilungsleiter und Rollstuhlfahrer seine organisatorischen Fähigkeiten einbrachte.
So entstand der Altpfadfinderverein, der die Pfadi Aktiven in vielen Bereichen unterstützte und die entstandenen, wertvollen Freundschaften aus den Pfadijahren förderte.
Das grösste Ereignis war der gemeinsame Aufbau einer alten Schulbaracke auf dem Listrig Gerliswil. Diese diente über viele Jahrzehnte als Pfadiheim und brachte der Abteilung Tannenberg die Unabhängigkeit und ermöglichte zusätzliche Aktivitäten.
Nachdem das Pfadiheim einer Wohnüberbauung weichen musste, hat die PTA Tannenberg vor zwei Jahren zu einer der ersten Förderer zurück gefunden. Die Museggler gewähren nun Gastrecht in ihren Räumen auf der Hubelmatt. Die kommende Herausforderung ist die Beseitigung von Gebäudebarrieren. Das Projekt für den Bau eines Aussenliftes ist schon weit fortgeschritten und hat das Zusammenwachsen der beiden Pfadis zum Ziel.
Heute hat die Gleichstellung einen neuen Stellenwert erreicht, der dem langjährigen, freiwilligen Engagement seit 1949 eine zusätzliche, stabile Grundlage für die Zukunft gibt.
Hansurs Gretener, Altpfadfinder
weitere Infos: PTA Tennenberg , Pfadi Musegg
PTA steht für Pfadi Trotz Allem. Unser Ziel ist es, die Pfadi für jeden und jede zugänglich zu machen, ob mit oder ohne Behinderung.