Artikel erstellt von Thomas Z’Rotz aus dem SSBL-Evaluationsbericht von Elena Lustenberger, Leistungsmanagement SSBL
Angeregt und motiviert durch die Bedürfnisse der Klient*innen und der UN-BRK hat die SSBL ein Erlebnis- und ein Wissenszimmer eingerichtet und Ende Februar 2019 eröffnet. Die SSBL hat dabei Mut und Pioniergeist gezeigt. Die beiden Räume unterstützen die Umsetzung des Konzepts Sexualität auf vielfältige Weise (Beratung, Wissensvermittlung, sexuelle Erfahrungen).
Das Wissenszimmer
Türschild Wissenszimmer
Im ersten Jahr wurde das Wissens- und Erlebniszimmer von schätzungsweise 500 Personen besucht. 119 Gruppen (2 bis 20 Personen) kamen für Besichtigungen, Beratungen, Schulungen und Wissensvermittlung rund um das Thema Sexualität. Menschen mit und ohne Behinderung interessieren sich für das Angebot und äussern sich überrascht und erfreut. Es fanden 83 Beratungen zum Thema Sexualität mit Klient*innen durch Mitarbeitende statt. Auch externe Besucher*innengruppen, u.a. von der Stiftung Brändi Sursee und von der Stiftung Weidli Stans, interessierten sich für das Angebot. Das Wissenszimmer ist vielfältig mit ansprechendem und interessantem Material zur Aufklärung und Beratung rund um das Thema Sexualität ausgestattet.
Wissenszimmer
Anklang finden die vielen Gegenstände zum Berühren, das Anschauungsmaterial, die Bilder und Filme. Es ist sehr geeignet, um in den Dialog zu kommen. Geschätzt wird die gute Ausstattung, sympathische Atmosphäre und die räumliche Distanz zu WG. Es ist anregend, man kann berühren, anschauen, ausprobieren.
Das Erlebniszimmer
Türschild Erlebniszimmer
Bisher wurde das Erlebniszimmer noch selten von Klient*innen in Anspruch genommen. Es wurden (noch) keine Reservationen für Übernachtungen gemacht. Wichtig ist nicht die Menge der Nachfrage, sondern dass die Möglichkeit besteht. Über das Angebot kann noch systematischer informiert werden. Oft braucht es für die Nutzung durch die Klient*innen die Unterstützung von Betreuenden.
Erlebniszimmer
Positiv beurteilt wird die gute Ausstattung, insbesondere das breite Pflegebett, alle notwendigen Hilfsmittel, die grosszügige Nasszelle mit Dusche, eigentlich wie in einem schönen Hotelzimmer. Diese Möglichkeit für diskrete Begegnungen ist eine tolle Pionierarbeit, überraschend und zeigt, dass Vieles mit Gutem Willen möglich ist.
Was könnte noch verbessert werden?
Die Umfrage hat ergeben, dass ein einfacheres Reservationssystem und einen eigenständigen Zugang (Schliessystem) für die Bewohner*innen, u.U. ohne Mithilfe von Betreuenden, gewünscht wird. Der spontane Nutzen ist aktuell nicht möglich, da der Raum reserviert werden muss. Die Organisation von Berührerinnen, die Unterstützung resp. Pikett während der Nacht ist noch zu
verbessern. Schön wäre es auch, wenn Frühstück am Bett möglich wäre.
Ausblick und Anregungen für die Zukunft
Man könnte Workshop-Angebote für Klient*innen ausserhalb der SSBL anbieten: Wie finde ich eine*n Partner*in? Was ist Sex? Was ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern? Zudem könnte man informieren, dass die Zimmer nicht nur für sexuelle Erfahrungen genutzt werden können, sondern auch um alleine oder mit anderen Klient*innen Zeit zu verbringen, sich ungestört zu treffen, einen Film zu schauen oder mal sich gegenseitig eine Fussmassage zu geben.
Eine WG könnte das Zimmer z.B. für einen Tag oder ein Wochenende für eine WG-Weiterbildung oder Thementag buchen.
Das Erlebniszimmer könnte auch, wie ein Hotelzimmer, an externe Benutzer*innen vermietet werden (ein paar Ferientage oder übers Wochenende). Der blühende Klostergarten, die ganze idyllische Klosteranlage rund um das Café Rathausen, der Reitstall Rathausen können besucht werden.